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Podcast

Episode

24

Intrinsische Motivation entfalten lassen

Für eine bessere Welt - Von Engagement zu Mitarbeiterbindung

Unternehmen sollen sich engagieren. Gleichzeitig suchen alle nach Wegen, Talente zu halten. Beides lässt sich verbinden.

HR kann mehr - Folge 24 - Von Engagement zu Mitarbeiterbindung

Dominik Josten: Hallo und herzlich willkommen im HR HEUTE Podcast. Heute geht es um gesellschaftliches Engagement, um soziale Verantwortung und um Miteinander im Unternehmen.

Dass von einem Unternehmen heute mehr erwartet wird als einfach nur Profite zu generieren, vor allem auch sich korrekt und gut zu verhalten, ist keine ganz neue Erkenntnis. Sowohl Mitarbeitende, Bewerbende als auch die Öffentlichkeit achten inzwischen deutlich mehr darauf, wie Produktionsbedingungen sind, wie umweltschädlich das Unternehmen ist und wie es sich verhält gegenüber der Gesellschaft, in deren Mitte es sich bewegt. Diese Form von Erwartungshaltung an gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen wird auch mit dem englischen Begriff Corporate Social Responsibility bezeichnet.

Der ein oder andere Personaler mag bei dem Thema so ein bisschen innerlich seufzen und denken „darum soll ich mich auch noch kümmern? Wann?“. Das ist menschlich auch total verständlich, hat doch etwa unsere letztjährige Umfrage zusammen mit dem Fachmagazin Personalwirtschaft ergeben, dass von Personalabteilungen heutzutage viel mehr erwartet wird, hierfür jedoch häufig weder höhere Budgets noch Personalkapazitäten zur Verfügung stehen.

Es wird sich auch häufig selbst das Leben schwer gemacht, denn in jedem Unternehmen finden sich eigentlich Mitarbeitende, die bereits im Privaten engagiert sind. Denen bestimmte Anliegen besonders wichtig sind und die wohl sofort bereit wären auch etwas zur Verantwortung des Unternehmens beizutragen oder es sogar schon versucht haben. Meist finden sie nicht wirklich Gehör oder werden einfach durch Unflexibilität oder bürokratische Hürden entmutigt, im schlimmsten Fall sogar von ihrem Arbeitgeber desillusioniert.

Ob es solche Erfahrungen waren, die meinen heutigen Gast motiviert haben nach Ideen zur Überwindung dieses Problems zu suchen, wird er uns sicher gleich erzählen. Ich habe ihn auf jeden Fall als jemanden erlebt, dem eben dieses gesellschaftliche Engagement sehr wichtig ist. Der sich mit Herzblut für die gute Sache einsetzen und einfach etwas bewegen will und bei dem ich ganz klar den Eindruck habe, dass sein Unternehmen dabei vor allem Mittel zum Zweck ist, um die Sache nach vorne zu bringen und nicht so sehr das Geld verdienen.

Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf den Austausch und begrüße ganz herzlich den Gründer der Corporate Culture Impact App Zwopr, Christian Ebert. Hallo Christian, herzlich willkommen.

Christian Ebert: Hey Dominik, danke für die Einladung.

Dominik Josten: Sehr gerne. Ich finde es ein unheimlich spannendes Thema und freue mich über den Austausch.

Wer ist Christian Ebert?

Dominik Josten: Bevor wir uns allerdings dem Thema widmen und dann auch noch über Lösungsvorschlag reden, den du ja in Form eurer App für die eingangs erwähnte Situation unterbreitest, lass uns vielleicht ganz kurz über dich reden. Wie bist du dahingekommen, wo du heute bist? Vielleicht nicht die ganzen Lebenslauf-Stationen, sondern eher so die prägenden Erlebnissen. Was ist so dein Antrieb? Frei nach Markus Lanz, der gerne in dritter Person formuliert, was ist Christian Ebert für ein Typ? Was motiviert dich? Was willst du erreichen?

Christian Ebert: Oh Gott, wo fange ich an?! Ich sage nur einen Satz, ich war in der Zeit, da ging es gerade auch los mit der Wehrdienstverweigerung und da bin ich voll reingefallen, habe das auch durchgezogen, hatte auch für beide Seiten Verständnis, aber ein gewisser Zweck und eine gewisse Sinnhaftigkeit hinter dem, was ich mache, war schon immer sehr wichtig für mich. Ich habe mich auch sehr früh selbstständig gemacht mit 21 und seitdem bin ich selbstständig, selbst und ständig ist praktisch mein Leben.

Ich durfte dann mehr als zwei Jahrzehnte als Geschäftsführer in eigenen Firmen im Bereich Lifestyle, Zeitschriften und Kulturzeitschriften mich verwirklichen, war auch viel in der Eventbranche tätig und eigentlich ausschließlich in Führungsrollen. Dann hat sich auch so die Produktentwicklung für verschiedene Projekte als Steckenpferd erwiesen, auch natürlich immer irgendwo sehr viel mit Menschen zu tun gehabt dabei. Da gehört ja viel dazu, Produkte gemeinsam zu entwickeln und auch zu sehen „wie kommen die am Markt an?“ und das Ganze natürlich in den letzten Jahren zunehmend digitaler.

Dominik Josten: Und dieser Antrieb letztendlich, gerade das gesellschaftliche Engagement, wo hat das seine Herkunft? Gibt es da bestimmte Auslöser, dass du jetzt mit der neuesten App in so eine Richtung gekommen bist?

Christian Ebert: Ich glaube es hat ziemlich viel mit Hinhören zu tun, z.B. im engsten Freundeskreis haben wir vor inzwischen sieben Jahren begonnen eine Charity-Veranstaltung einmal im Jahr zu machen zugunsten krebskranker Kinder. Das ist eigentlich eine Techno-Veranstaltung, aber mit giving back eben, die Eintrittsgelder werden gespendet.

Wenn du mal anfängst mit so Purpose-Geschichten, dann merkst du, wie sich das anfühlt und dann kriegst du halt Lust auf mehr. Wir erleben das darin, dass sich da ein natürliches Bedürfnis entwickelt, Dinge, die man irgendwo in den Flow bringen kann, dann halt auch in diesen Flow reinzubringen, damit die Gesellschaft ein bisschen besser funktioniert und damit man nicht gerade im digitalen Zeitalter unnötig Schnittstellen hat, an denen es nicht weitergeht.

Die Menschen sind sehr stark bereit etwas zu geben, nur funktioniert dann oft die Kommunikation nicht oder es kommen nicht die richtigen Leute zusammen. Das ist eigentlich eines der großen Themen. Es funktioniert dann immer in ganz großen Krisen sehr gut, siehe erste Coronawelle, Thema Nachbarschaftshilfe, wenn die Kanzlerin natürlich aufruft zu so einer Thematik, dann merkt man, alle sind sehr stark bereit. Aber es ist immer sehr stark durch dringliche Themen getrieben und ich finde es einfach richtig, es versuchen so aufzusetzen, dass es da einen Strom gibt, einen Flow, der unabhängig von großen Krisen in der Welt stetig weitergeht, weil das auch das Problem bei großen Hilfeprojekten ist, dass immer wenn etwas schlimmes passiert, sind sehr viele Menschen sehr hilfsbereit und dann gibt es aber in den Medien wieder andere Themen und dann versickert das wieder.

Deswegen ist es eigentlich eine ganz tolle Aufgabe sich zu überlegen, wie kann man das so steuern, dass Menschen, die bereit sind etwas zu geben, das auch laufend tun können.

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Dominik Josten: Das ist ja ein schönes Stichwort, da kommen wir gleich noch ein bisschen näher zu. Was ich mal ganz interessant fände, wir haben es in unserem HR Trends Artikel von HR HEUTE dieses Jahr nochmal hervorgehoben, dass wir den Eindruck haben, dass es immer Mitarbeitenden und Bewerbenden immer wichtiger wird, dass sich das Unternehmen ein bisschen korrekt verhält. Egal, ob das jetzt ethische Standards sind oder eben Klimaschutz oder so etwas. Ich würde zwar auch sagen, die Anzahl derjenigen, die für ihre Überzeugungen auf den ansonsten attraktiven Job verzichten, ist noch nicht die Mehrheit, aber es wird schon mehr, dass man wirklich danach gefragt wird. Das ist jedenfalls unser Eindruck. Wie erlebst du den Eindruck? Würdest du das auch so sehen?

Christian Ebert: Wir stellen fest, das ist natürlich sehr stark, Generation Y, Generation Z, die kommenden und die gerade angekommen sind im Arbeitsleben, aber nicht nur. Was wir erleben, ist, dass sich diese exakte Linie zwischen dem Privat-Ich und dem Arbeits-Ich, dass Menschen nicht mehr bereit sind... auch vorher durch die Coronakrise, wo sich das ja zwangsläufig vermischt hat, du sitzt zu Hause und plötzlich, ob du willst oder nicht, hat sich bei vielen, bei einem großen Teil in der Gesellschaft diese Linie verwaschen.

Wir erleben, dass viele Menschen auch nicht mehr bereit sind diese Trennung so zu akzeptieren, weil einerseits ist es ihnen weggenommen worden und andererseits spüren viele schon lange, dass das so nicht richtig ist, weil man will sich vielleicht nicht mehr so verbiegen. Das hören wir oft, wenn wir unsere Workshops machen. Es ist unheimlich spannend als ganzer Mensch überall zu sein. Nicht zu sagen „ich gehe in die Arbeit, ich lege alles andere ab, was mir wichtig ist“. Auf unserem Planeten läuft ja einiges aus dem Ruder, das kann man ja nicht von der Hand weisen. Was viele noch nicht verstanden haben, z. B. die Generation Fridays for Future, kritisieren, dieser „Vorwurf“ stimmt vielleicht, die wollen in erster Linie vielleicht auch Spaß haben, aber die wollen genauso in erster Linie die Welt verbessern und die wollen praktisch auch dabei Spaß haben, die Welt zu verbessern. Was bleibt dir denn übrig? Miese Stimmung ist schlecht, das ist jetzt ein sehr großes Thema, aber das führt mich letztlich dahin, dass ich als Arbeitnehmer, besonders als junger Arbeitnehmer, egal wohin ich gehe, auch ein Stück meiner Gesinnung des Bewusstseins dafür „hey Leute, wir haben alle auf diesem Planeten ein riesen Problem“, dass ich das auch mit mir rumtrage und das auch nicht am Eingangstor der Firma ablegen möchte. Wenn ich dann natürlich erkenne, meinem Unternehmen ist es egal, dann renne ich praktisch gegen eine Wand. Das heißt jedes Unternehmen, das das erstmal auffängt, dass dafür Raum ist, kann nichts falsch machen. Die Energie darf nicht gegen die Wand rennen, sondern es ist einfach wichtig, dass man ein System entwickelt, wie man diese Energie kanalisiert und dann einsetzt.

Was ist Corporate Social Responsibility

Dominik Josten: Absolut nachvollziehbar die Motivation der Arbeit. Wenn man jetzt mal umgekehrt schaut, wenn jetzt Unternehmen das Thema ernster nehmen wollen, Umweltschutz ist natürlich ein wichtiges Thema, aber es gibt ja viele andere Themen, für die Mitarbeiter sich auch engagieren und die ihnen wichtig sind. Das kann Umweltschutz sein, das können Integrationsthemen sein, das können gesellschaftliche Themen sein, „beteiligt sich das Unternehmen an einem Stadtfest?“, was auch immer.

Dieser Begriff Corporate Social Responsibility, der ja häufig verwendet wird, ist sicherlich dann das, womit Unternehmen sich dann beschäftigen, aber es ist auch ein Schlagwort, da kann gefühlt alles drinstecken. Ohne das jetzt definieren zu wollen, aber damit wir beide vom gleichen reden oder auch die Zuhörer, wenn du das so hörst oder wenn du den Begriff Corporate Social Responsibility nimmst, was ist da für dich alles mit drin? Was gehört da alles mit zu?

Christian Ebert: Das ist eine sehr interessante Frage, weil ich bin ganz bei dir, das ist ein weites Feld. Gerade bei Führungskräften oder beim Management vom Unternehmen, wäre es für mich in der Wahrnehmung im Idealfall so, dass jeder sagt „stimmt, wir haben diese Verantwortung. Das gibt es und das spüren wir auch, dass wir das haben“. Das ist jetzt der allererste Schritt, den ich tun muss, um dem Ganzen Raum zu geben und ich glaube darunter kann ziemlich viel passieren. Ob das jetzt das Stadtfest ist oder eine Vereinsgeschichte, die man versucht mit einem Unternehmen zu fördern oder ob das große Volunteering-Projekte sind, die die Firma aussucht für die Mitarbeitenden aber eben auch Behandlung von Mitarbeitern.

Das ist einfach wie du sagst, das ist fast nicht mehr greifbar, weil es so ein großes Thema ist und deswegen ist es für meine Vorstellung am elegantesten, was natürlich auch der Grund ist, warum ich mich jetzt gerade da bewege, wo ich gerade aktiv bin, das Thema Enabling.

Da bin ich da, wo wir davor aufgehört haben im Gespräch. Ich sehe darin in erster Linie Energie, die da ist von Mitarbeitenden, erstmal aufzunehmen und zu schauen „da ist viel da, wie sehen die das denn?“. Wie der Staat in Deutschland ja nicht die Regierung ist, sondern die Bürger, so ist ja das Unternehmen nicht das Management, sondern die Mitarbeiter.

Insofern würde ich in erster Linie mal schauen „was ist denn da? Wer fördert denn?“. Du hast es in deiner Introduction perfekt auf den Punkt gebracht, viele Menschen sind einfach bereit wahnsinnig viel zu geben und das fängt meiner Meinung nach an mit einer kurzen Erhebung in dem Unternehmen, um einfach mal zu schauen „was ist überhaupt da?“. Es gibt so viel, was wahrscheinlich vorhanden ist an sozialem Engagement bei den Mitarbeitenden im Unternehmen, dass man einfach gut tut daran, es zu kanalisieren.

Wie der Staat in Deutschland ja nicht die Regierung ist, sondern die Bürger, so ist ja das Unternehmen nicht das Management, sondern die Mitarbeiter.

Christian Ebert – Gründer von Zwopr

Was die Zwopr-Idee Unternehmen bringt

Dominik Josten: Jetzt hast du es ja eigentlich schon zweimal angesprochen und von daher macht es auch Sinn, dass wir einsteigen und über den Ansatz, den ihr da verfolgt, reden. Ich persönlich finde den sehr spannend.

Es fühlt sich ein bisschen an, als ob da zwei oder drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden können. Auf der einen Seite haben wir viel über Engagement gesprochen, aber gleichzeitig ist es ja nach wie vor so, dass Arbeitgeber oft die Schwierigkeit haben, ihre Stellen überhaupt zu besetzen und qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, d.h. sie suchen ja auch nach Möglichkeiten ihre Mitarbeitenden zu binden, ihnen einen Purpose zu geben, sich als Arbeitgeber besonders zu machen durch eine tolle Unternehmenskultur.

Wenn ich das so richtig verstanden habe, bringt ja eure Idee diese verschiedenen Dinge zusammen. Auf der einen Seite den Raum zu geben, dass Mitarbeitende ihr Engagement im Unternehmen ausleben können, damit sozusagen die Verantwortung des Unternehmens zu stützen und das Ganze noch in ein spielerisches Miteinander, Mitstreiter suchen. Ist das so korrekt wiedergegeben? Wie muss man sich das vorstellen?

Christian Ebert: Ich würde nochmal da ansetzen, wo du gerade begonnen hast. Die Recruiting-Abteilungen laufen heiß. Ich sage nur Buzzword War for Talents, Fachkräftemangel. Definitiv sind das ja Herausforderungen, die eher noch größer werden in der kommenden Zeit als kleiner.

Dementsprechend geht da viel Zeit rein und man wird natürlich auch kreativ bei den Stellenanzeigen und auf der anderen Seite ist es aber so, wenn ich eine Stellenanzeige lese und mir wird etwas in den schillerndsten Farben geschildert und das stellt sich anders heraus, dann muss ich sagen „wer hat Lust auf Lippenbekenntnisse, die sich dann nicht bewahrheiten?“.

Noch dazu kommt ja, dass auch das Thema Employer Retention mindestens genauso groß ist, weil was hilft es mir, wenn ich vorne zwei Leute recruite und hinten fallen mir zwei runter, weil sie sich nicht gebunden fühlen. Das ist eines der größten Probleme der Unternehmen unserer Zeit. Da gibt es ja diese Gallup-Studie, die besagt, dass 83 Prozent aller Mitarbeitenden in deutschen Unternehmen sich nicht oder fast nicht emotional gebunden fühlen. Da sehen wir natürlich einen ganzheitlichen Ansatz als sehr geschickt und interessant, d. h. wenn ich einen Weg finde, eine starke Gemeinschaft zu erschaffen in dem Unternehmen und damit ist Kollegialität gemeint, damit ist aber auch der Purpose gemeint. Wir haben gemeinsame Projekte und zwar vielfältige Projekte, eine wertvolle Gemeinschaft, zu der ich dazugehöre, die möchte ich nicht verlassen einfach so. Da gehe ich nicht einfach so weg, weil ich ein anderes Angebot bekomme.

Da sehen wir ganz stark die Kombination aus dem vorhin schon Erwähnten. Ich kann Mitarbeiter dadurch auch ans Unternehmen binden, indem ich ihnen die Möglichkeit gebe, sich dort zu entfalten für Dinge, die mit der Arbeit unmittelbar gar nichts zu tun haben.

Ich möchte mal ein Beispiel nennen. In jeder Belegschaft ab 50 Personen gibt es garantiert jemanden, der schon öfters bei Hilfsorganisationen oder Hilfslieferungen mitgearbeitet hat. Es gibt bestimmt jemanden, der sich sozial engagiert, wahrscheinlich viele Menschen. In jeder Belegschaft gibt es Menschen, die es sich privat für sich zur Challenge gemacht haben ein bisschen nachhaltiger zu leben und dabei auch Sachen zu erfahren und umzusetzen, wo andere noch an der Oberfläche kratzen. Wenn ich diesen Menschen eine Stimme gebe und das ist das, was wir jetzt tun mit unserer Zwopr-App und mit dem Workshop und dem System, das wir darum haben, dann ist es nicht nur so, dass ich schon etwas Vorhandenes verwende, sondern da kann wirklich etwas Großartiges draus entstehen. Ich will nur mal ein Beispiel nennen: Irgendeine plastikfreie Woche ausrufen, damit man sich mal etwas vorstellen kann als Challenge. Niederschwellig, jeder kann da mitmachen per Klick.

Wie die Initiativen entstehen

Dominik Josten: Dann frage ich mal ganz kurz nach, jetzt hast du ja dieses Beispiel mal genannt. Wie entsteht das denn? Wenn man das jetzt konkret durchläuft, ich würde mich jetzt mit meinem Unternehmen für Zwopr interessieren, wir würden das nutzen, wie würde es dann funktionieren? Wo kommt diese Idee der plastikfreien Woche her? Wer ist dann derjenige, der aufruft „lasst uns doch am Samstag mal den Wald hinter dem Firmengelände aufräumen, Müll sammeln“. Das ist ja nicht das Unternehmen, sondern das sind die Mitarbeitenden? Quasi ausgewählte Botschafter?

Christian Ebert: Wenn jetzt dein Unternehmen sich dazu entscheiden würde mit uns zusammenzuarbeiten, dann würden wir erstmal mit dir genau hinsehen, vielleicht über die Teamleiter, vielleicht über eine kleine Umfrage, wer sind denn die Menschen, die bestimmte Herzensthemen haben, bestimmte ausgeprägte Hobbies haben, die auf die Unternehmenswerte positiv einzahlen? Da ist sehr stark gefragt, alles was Fitness, Gesundheit ist, alles, was gesunde Ernährung ist, alles, was Nachhaltigkeit ist, alles, was Soziales ist. Das kann nicht verkehrt sein für jedes Unternehmen. Das sind wichtige Themen der Menschheit und jedes einzelnen Menschen. Wir würden versuchen gemeinsam diese Personen herauszufiltern und dann hast du bei einem Unternehmen mit 50 oder 100 Mitarbeitenden bestimmt 15 Personen, die in irgendeiner Weise sich ohnehin schon stark für was engagieren. Dann würdet ihr denen die Möglichkeit geben, Botschafter zu werden und mit diesen Botschaftern gibt es einen Workshop. Da wird einerseits die technische Struktur dargestellt, was kann ich da machen über die Zwopr-App. Auf der anderen Seite wird mit dem Botschafter, der ein bestimmtes Thema hat, ich bleibe jetzt mal bei Nachhaltigkeit, da wird ein bestimmtes Themenspektrum besprochen und ein grober Themenfahrplan und eine Handlungsbreite vereinbart. Was darf der posten? Wo soll er eher nochmal nachfragen?

Dominik Josten: Also so Fragen wie „darf das nur am Wochenende sein?“, solche Sachen? Oder was sind das für Rahmenbedingungen, die da abgesteckt werden?

Christian Ebert: Genau, aber es kann ja auch Projekte geben, die ein bisschen kritischer sein können. Zum Beispiel beim Thema Ukraine-Hilfsprojekt, würde ich mir das gerne absegnen lassen, wenn ich Botschafter bin. Nicht, dass ich das falsche Projekt heraussuche und dann 4-Augen-Prinzip z. B. Bei einer Sache wie einer plastikfreien Woche, klar spricht man sich ab, aber ich habe halt dann in der Ausgestaltung als Botschafter gewisse Freiheiten. Wir alle wissen, Vertrauen ist ja sehr wichtig in der Unternehmenskultur. Natürlich stimmt man sich ab, aber als Botschafter brauche ich auch die Möglichkeit mich ein bisschen zu entfalten. Man hat das ja auch im Blick, was die einzelnen Personen machen. Dann habe ich eben z. B. den einen, um die Frage zu beantworten „wie entsteht dann die plastikfreie Woche?“, zum einen haben wir einen sog. Contentpool, da kann ich für diese ganzen Themenbereiche auf Erfolgskonzepte schon zurückgreifen. Auf der anderen Seite machen wir aber die Erfahrung, wenn jemand ein ernstes Thema hat, dann bringt er selber genügend Ideen mit, was man da machen kann. Das ist ein sehr umfangreiches Thema, da kommen Sachen hoch, das glaubst du nicht. Thema gesunde Ernährung kommt dann jemand und sagt „lass uns doch Meal Preparing machen für die Mittagspause, wir kochen zusammen Montagmittag für den Rest der Woche“. Ob das dann getrennt ist, jeder in seiner Küche oder ob die sich dann treffen, ist dann Vereinbarungssache. Was wir ermöglichen, ist, dass es durch die technische Struktur wie in einer Mitarbeiter-App haben die Botschafter besondere Rolle, die dürfen diese speziellen Beiträge posten als Events z. B. und per Mausklick kann ich teilnehmen und es wird für jeden Teilnehmer auch giving back für die Gesellschaft gemacht, es werden Bäume gepflanzt. Das ist nochmal ein Thema für sich.

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Warum die Zwopr-App mehr ist als ein Forum

Dominik Josten: Aber das ist ein gutes Stichwort, die Frage kommt jetzt natürlich naheliegend auf, solange man sich nur verabredet und dann per Screensharing kocht, das könnte man wahrscheinlich auch über sein normal vorhandenes internes Kommunikationstool wie Teams oder sowas machen, aber deswegen ist ja dieses Spielerische mit der giving back Belohnung ganz interessant. Lass uns das doch mal kurz ergänzen. Es gibt eine Baumpflanz-Aktion, da ist jetzt der Teil, wo das Unternehmen eine Art Belohnung sponsert oder ist das der Botschafter selber? Es ist wahrscheinlich das Unternehmen, das sagt „jeder, der sich an der Aktion unserer Botschafter beteiligt, dafür pflanzen wir Bäume“?

Christian Ebert: Wir haben eine Partnerorganisation, mit der wir eng zusammenarbeiten und da könnte ich jetzt sicherlich nochmal eine halbe Stunde drüber erzählen, da geht es in erster Linie gar nicht um CO2, sondern da geht es in erster Linie um die Bekämpfung von Hunger und Armut, weil afrikanischen Kleinbauern ein Weg bereitet wird durch diese Baumpflanzprojekte von der Monokultur zur Biodiversität zu kommen, ein Schulungsprogramm über vier Jahre. Dabei erzielen die dann eine entsprechend diverse Ernte, von der sie leben können und das ist ein Thema für sich. Da haben wir einen sehr tollen Partner, mit dem wir das machen. Das Unternehmen, meinetwegen dein Unternehmen würde mit uns ein Baumkontingent vereinbaren. Wir geben diese Bäume sofort an unsere Partnerunternehmen, die werden gleich gepflanzt, aber sozusagen um das nachhaltige Bewusstsein zu fördern, werden die dann als digitale Währung in die App gelegt und ich kann dann als Botschafter im Jahr z. B. 250 Bäume pflanzen und ich sage dann z. B. „für jeden Teilnehmer der plastikfreien Woche pflanze ich drei Bäume“. Unsere Software macht das automatisch, dass es alles errechnet wird, entsprechend ausgegeben wird und dokumentiert wird und ich als Teilnehmer bei dieser Challenge habe gleichzeitig die Gamification in meinem Profil, ich habe einen Baum-Score, ich habe einen Helfer-Score für die Anzahl der Projekte, an denen ich schon teilgenommen habe und da kann man später mal, wir sind ja ein Startup, wir entwickeln uns laufend weiter, da kann man dann später mal z. B. auch besondere Benefits anbieten für Menschen, die sich besonders stark engagieren. Das ist auch ein bisschen Geschmackssache. Im Prinzip ist es auch schon eine tolle Sache, wenn ich sehen kann „mein Baum-Score entwickelt sich als Mitarbeiter der Firma, weil ich da mitgemacht habe, weil ich hier plastikfreie Woche, weil ich hier Meal Preparation gemacht habe, weil ich bei der Fitness-Challenge dabei war“. Das heißt das ist für alle Seiten eine Win-Situation. Wir reden von etwas, was die Leute sowieso machen wollen. Natürlich nicht jeder im Unternehmen, wir haben einen mehr oder weniger ausgeglichenen Anteil an introvertierten und extrovertierten Menschen und alleine das ist ja nicht ausschlaggebend. Die einen verfolgen mehr Purpose, die anderen weniger und genau darin liegt das Spannende. Es wird in der Welt immer Menschen geben, die andere bei der Hand nehmen und etwas Neues einführen und mitnehmen. Wir geben den Unternehmen, die unsere Kunden sind, die Möglichkeit diese Energie aufzunehmen und wertvoll zu verteilen, d. h. die Botschafter sind die, die ohnehin auch privat bereit wären anderen Menschen etwas zu zeigen, sie zu wertvollen Projekten mitzunehmen oder – es muss ja nicht immer alles Purpose haben – das kann genauso gut das Basketballspiel einmal im Monat im Unternehmen sein.

Dominik Josten: Vielen Dank. Aber es ist auch klar geworden, warum das durchaus Sinn machen kann so etwas vielleicht in einer eigenen dezidierten App zu machen, weil es sonst vielleicht auch untergehen würde. Wenn ich mir unser internes Team anschaue, das würden wahrscheinlich 90 Prozent verpassen, weil einfach so viel los ist und so kann man seinen eigenen Raum haben und dieses Spielerische ist bei so einem Engagementthema auch absolut hilfreich und eine coole Sache. Das ist Wahnsinn, wie die Zeit immer rennt, es ist ein spannendes Thema.

Schöne Ideen anderer Unternehmen

Dominik Josten: Aber vielleicht kannst du nochmal so ein, zwei Inspirationsideen mitgeben. Ihr habt ja so einen Contentpool, ihr sammelt vermutlich ja auch gute Ideen, die einzelne Unternehmen so haben. Fallen dir noch zwei, drei ein, wo du sagst, das fandest du ziemlich cool, dass sie das mal so gemacht haben und das ist vielleicht auch niedrigschwellig? Man kann ja auch nicht immer gleich die ganz große Lösung haben, so „macht das eigene Unternehmen nächste Woche CO2-neutral“, das würde man gerne, ist aber nicht so einfach. Hast du noch ein paar niedrigschwellige Ideen, die du teilen kannst?

Christian Ebert: Sehr gerne. Niedrigschwellig ist zum einen die plastikfreie Woche. Das kann aber auch für die, die nicht zu weit weg wohnen, eine Woche lang mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das kann auch ein Mittagsworkout, gerade im Frühjahr oder Herbst sein, vielleicht nicht im Sommer, wenn es zu heißt ist. Das kann ein Mittagsworkout im Park nebenan sein. Das können aber auch Dinge sein wie Briefe für einsame Menschen schreiben. Das ist wahnsinnig wertvoll für die Gesellschaft, das kostet mich Zeit, gibt auch dahinter Organisationen, denen ich das überreichen kann. Das sind alles Aktionen, die wir schon hatten bei Kunden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aber nachdem auch nicht jeder die Muße hat da so stark nachzudenken, bieten wir diesen Contentpool. Ich will es aber nochmal betonen, die Menschen, die Botschafter werden, die gesagt haben „das will ich machen“, man muss es mal von der anderen Seite betrachten, ich bin jetzt mal ein bisschen kontrovers zum Abschluss. Wir sehen es immer wieder, Menschen erzählen uns das, die haben viel zu geben im Unternehmen, die werden aber nicht gesehen. Die rennen dann gegen die Wand und die holen sich dann dreimal eine Beule, in dem sie vielleicht Vorschläge machen, aber nicht gehört werden oder nachfragen und irgendwann tut sich eine Möglichkeit auf von jemandem, der wirklich begriffen hat, dass er die Energie kanalisieren und für sich nutzen kann oder für die Allgemeinheit, für das Gesamte nutzen kann, für die Unternehmenskultur und auch als giving back. Dann kann es dir halt passieren, so Menschen sind weg und du weißt noch nicht mal, was du verloren hast über die Arbeitskraft hinaus. Das ist der springende Punkt, weil du hast mich zwar gerade was ganz anderes gefragt, nach den Themen, aber jeder...

Dominik Josten: Das hast du ja auch beantwortet, alles gut.

Christian Ebert: Aber jeder, der das angeht und das darf man dabei nicht vergessen, wird feststellen, wenn er diese Botschafter hat, dass die selber Tausend Ideen haben. Deswegen sagen die ja „ich habe Bock, Botschafter zu sein“. Die sagen das ja nicht so „okay, dann werde ich halt Botschafter, aber was soll ich denn dann machen?“, sondern man sucht ja die raus. Wir haben auch Unternehmen mit hundert Mitarbeitern, wo das 20 Botschafter sind. Besser geht es ja gar nicht, wenn da viel passiert. Aber da gibt es keine Regeln. Wichtig ist einfach nur, dass ich den Ball aufnehme und zum Vorteil aller einsetzen kann. Das ist das, was wir ermöglichen, indem wir die technische Struktur aber auch das System dahinter zur Verfügung stellen.

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Fazit

Dominik Josten: Da schließt sich ja der Kreis zu dem, was ich eingangs auch sagte. Ja, Corporate Social Responsibility ist vielleicht auch eine weitere Verantwortung, die vielen Personalabteilungen nicht schlecht stehen würde, aber das heißt nicht zwingend, dass jetzt die Personalabteilung alles tun muss, sondern nur die Hürden abbauen und die Voraussetzungen schaffen, dass die, die sowieso da sind und sich engagieren wollen, dass die das auch können und das Gefühl haben, ihr Arbeitgeber unterstützt das vielleicht im Zweifel durch die Baumspende oder auch einfach durch die Infrastruktur.

Ich finde es großartig und vielleicht einen letzten Satz noch zu den eingangs erwähnten Bäumen von dir. Wir haben so etwas in eigener Sache diesen Monat auch mal gestartet. Auf unserer HR HEUTE Plattform haben wir einen Monat lang alles, was man da so macht und das meiste, was man da so macht als Leser mit Baumspenden verknüpft, sprich das Lesen von E-Books oder das Anmelden zur Mailingliste und viele andere Dinge und hoffen da auch, dass unser Empleox-Wald wächst mit dem gleichen Ansatz, wie du Dinge, die man sowieso eigentlich tun möchte, mit dem Guten auch zu verknüpfen.

Christian Ebert: Ja super.

Dominik Josten: Ich finde es großartig. Ich hoffe, dass ihr da super erfolgreich seid und viele Kunden dafür findet und vielleicht auch jetzt der ein oder andere inspiriert ist, sich das mal anzuschauen und würde dann an deine Website verweisen. Sie können sich natürlich auch gerne an uns wenden und wir vermitteln dann weiter und würde mich freuen, in einer Weile nochmal zu hören, wie es euch weiter gegangen ist und wen ihr da vielleicht noch gewinnen konntet.

Christian Ebert: Wir freuen uns natürlich über jeden, der da Interesse hat, in die Richtung was zu tun.

Dominik Josten: Absolut und du sagst es, die Leute halten und nicht bremsen, ist oft schon die wichtigste Energie. Vergeudete Energie ist die schlechteste eigentlich und das ist echt unnötig. Christian, ganz, ganz herzlichen Dank. Das war super spannend. Die Zeit rast jedes Mal, das ist leider so. Aber es war ein spannender Überblick, die Leute haben auch gut verstanden, was der Sinn ist, was euch auch antreibt. Man merkt dir auf jeden Fall deine Leidenschaft für die Sache in jeder Pore an.

Christian Ebert: Nochmal danke, dass ich dabei sein durfte. Hat sehr viel Spaß gemacht.

Dominik Josten: Absolut, sehr gerne. Damit lass uns gerne in Kontakt bleiben, schauen, was ihr so weiter macht und vielleicht auch auf HR HEUTE nochmal berichten und jetzt erstmal für den Moment ganz herzlichen Dank für die Zeit und für die Ideen und die Inspiration und Leidenschaft für dieses Thema. Ich hoffe viele fühlen sich angesteckt und ich danke dir erstmal ganz herzlich und wünsche dir noch einen schönen Nachmittag.

Christian Ebert: Danke, ebenso.

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