Gina Schöler mit Konfetti

Wie Sie Arbeitnehmer glücklich machen

Im Gespräch mit Glücksministerin Gina Schöler

Im Jahr 2013 gründete Gina Schöler das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“. Damit will sie die Gesellschaft positiv verändern. Wie geht Glück am Arbeitsplatz?

Und plötzlich war das Glück da. Gina Schöler studierte Kommunikationsdesign. Sie war gedanklich bereits bei ihrer Masterthesis, als ihr damaliger Professor die Studierenden aufforderte, das Gelernte anzuwenden, um die Gesellschaft positiv zu verändern und ihren Zusammenhalt zu stärken. Sie fing an zu recherchieren und stieß auf Bhutan. Das kleine Land im Himalaya erhebt neben dem Bruttoinlandsprodukt das Bruttonationalglück. Das faszinierte Gina Schöler. Im Jahr 2013 gründete sie das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“.. Ihr Ziel: das Bruttonationalglück zu steigern. „So viel Feuer habe ich noch nie in mir gespürt. Das war für mich der absolute Wendepunkt.“, erinnert sie sich. Seitdem versucht sie herauszufinden, was Glück überhaupt ist und unter welchen Rahmenbedingungen es gedeiht. Dazu Kinley Dorji vom Informationsministerium in Bhutan: „Um das Bruttonationalglück zu definieren, müssen wir erst einmal herausfinden, was Glück bedeutet. Das heißt nicht: Vergnügung, Aufregung, Nervenkitzel. Es geht um eine tiefe Form von Zufriedenheit. Wir wissen, dass diese Zufriedenheit in Dir liegt. Es gibt keine externe Quelle: das schnellere Auto, das größere Haus, schönere Kleidung. Das ist alles vergänglich. Es liegt also in der Verantwortung des Staates, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass seine Bürger nach Glück streben können.“ 

Gina Schöler sorgt in den unterschiedlichsten Zusammenhängen für bessere Glücksbedingungen. Das sei Wissenschaftskommunikation im weitesten Sinne, meint sie. Sie nutzt Erkenntnisse der positiven Psychologie, die erforscht, „was Individuen, Organisationen und Gesellschaften dazu befähigt, sich bestmöglich zu entwickeln und aufzublühen (flourish). Positive Psychologie ist daher die Wissenschaft des gelingenden Lebens. Im Zentrum steht die empirische Erforschung von menschlichen Ressourcen, Stärken und Potenzialen sowie des Wohlbefindens. Die Forschungsfelder sind weitreichend: Sie führen von den Auswirkungen positiver Emotionen auf Psyche und Physis über Flow-Erfahrungen, unterstützende soziale Beziehungen bis hin zu Fragen der Motivation, Achtsamkeit, Leidenschaft und des Sinn-Erlebens.“ [1]

Im Gespräch mit:

Gina Schöler

Gina Schöler

Gina leitet die bundesweite Initiative „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ mit dem Ziel, das Bruttonationalglück zu steigern. Als Mannheimerin und Glücksministerin wirbt sie kreativ für Werte und begeistert Menschen für Themen wie Zufriedenheit und Lebensgestaltung. Ihre unkonventionellen Ansätze erreichen viele und inspirieren zum Mitmachen.

Glück am Arbeitsplatz: Wie geht das?

Im letzten Jahrzehnt, so Gina Schöler, sei das Bewusstsein für das Thema Glück gewachsen. Das ist sicher auch auf ihre Initiative zurückzuführen, dessen Gründung eine breite mediale Resonanz erfuhr. Bis heute ist die Glücksexpertin eine gern gesehene Gesprächspartnerin. Mit einem breiten Spektrum an Angeboten hilft sie dem Glück auf die Sprünge: Sie bietet Workshops für Teams an, hält interaktive Vorträge auf Firmenevents oder Kongressen und bietet mit dem Seminar „Mut zur Menschlichkeit“ auch offene Formate speziell für Fach- und Führungskräfte an. Sie publiziert und hat auch eigene Produkte für die kleine Glücksmomente im Alltag entwickelt. Dabei sieht sie sich weder als Therapeutin noch als Coach, sondern vielmehr als Impulsgeberin: „Ich verteile Samenkörner. Manchmal geht die Saat voll auf. Andere Böden sind weniger fruchtbar. Wir können nicht alle beglücken.“ 

Wie man, etwa im Arbeitsumfeld, damit anfängt, glücklich zu sein? Indem man sich mit dem Thema auseinandersetzt. Dabei seien Kicker, Obstkorb und Co. am Arbeitsplatz zwar „nice to have“, aber per se noch keine Glücksgaranten. „Glück ist individuell. Es gibt nicht den einen Fahrplan.“ Außerdem: „Glück ist Arbeit.“ Denn erst einmal muss die Personalabteilung gemeinsam mit der Belegschaft herausfinden, wie es den Menschen geht, was die Mitarbeitenden wirklich brauchen und letztlich natürlich wie sich das Wohlbefinden im Unternehmen steigern lässt. Eine kritische Masse an Menschen muss sich zusammentun, um das Feuer der Begeisterung auch bei anderen zu entfachen. Dazu braucht es einen langen Atem, denn meist dauert es etwas, die Unternehmenskultur und die damit verbundenen Gewohnheiten zu ändern.

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Schon mit kleinen Änderungen in der Kommunikation können Führungskräfte ihre Mitarbeitenden zufriedener machen. Das kann ein Klebezettel sein: „Das hast du klasse gemacht und übrigens: schön, dass du da bist.“ Ein „Danke“ und ein „Bitte“ in der Teambesprechung mehr. Oder eine E-Mail-Signatur, die mit Missverständnissen aufräumt: „Ich schreibe Ihnen nach 23 Uhr, weil es meinem Biorhythmus entspricht, nachts zu arbeiten. Bitte nicht nachmachen! Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.“ Um aufgesetztes „Glückswashing“ zu vermeiden, sollten Führungskräfte bei sich selbst ansetzen. „Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich? Bitte, bitte, stellen Sie sich im Arbeitskontext auch diese Fragen“, mahnt Gina Schöler. Wenn sich die Vorgesetzten bewusst mit ihren eigenen Werten auseinandersetzen, können sie zu „Leuchttürmen“ fürs gesamte Unternehmen werden. Konkrete Maßnahmen – von einer veränderten Ansprache und einem besseren Umgang miteinander bis zu entsprechenden Weiterbildungen –, weiß die Impulsgeberin, werden nicht alle gleich gut ankommen. „Machen Sie Experimente. Sie werden die Leute erreichen, die es gerade brauchen und die mit einer bestimmten Maßnahme etwas anfangen können.“ Auf strategischer Ebene rät sie, bei der Zusammensetzung von Teams sowie bei der Besetzung von Positionen stärkenorientiert vorzugehen.

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Auch gut fürs Bruttoinlandprodukt

Nicht nur im Recruiting, der Employee Experience und der Mitarbeiterbindung zahlt sich die Glücksorientierung von Firmen aus. Als Grundbaustein einer gesunden Unternehmenskommunikation wird sie zum Wirtschaftsfaktor. Die Zahl der Fehltage sinkt und die Produktivität steigt. So ergab eine Studie der Oxford University unter 1.600 US-amerikanischen Unternehmen, dass die hundert „glücklichsten“ einen 20 Prozent höheren Return on Invest sowie eine 12 Prozent höhere Produktivität aufweisen. Insgesamt fünf Hauptfaktoren fördern laut Gina Schöler unter anderem das Wohlbefinden: 

  • eine Haltung der Dankbarkeit, 
  • eine gute Zeiteinteilung mit der Möglichkeit, Pausen zu machen, 
  • ein wertschätzendes Miteinander, 
  • ein kontinuierlicher, von Reflexionsarbeit geprägter Entwicklungsprozess 
  • und last but not least eine gehörige Portion Humor und Optimismus. 

Während eine systematische Glücksarbeit Erfahrung, Wissen und Geduld erfordert, lassen sich einige dieser Punkte ohne Weiteres in die Praxis umsetzen. Am besten, Sie fangen gleich heute an. 

Quellen

[1] Brohm-Badry, Michaela; Berend, Benjamin: "Positive Psychologie: Grundlagen, Geschichte, Elemente, Zukunft"

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