Von Dominik Josten · 3 Minuten Lesezeit
KI wird die Arbeitswelt gehörig verändern. HR muss diesen Wandel gestalten. Ohne Scheu vor neuen Technologien wie ChatGPT und Co.
Mit der Veröffentlichung von ChatGPT im Herbst 2022 hat das amerikanische Start-up OpenAI die Box der Pandora geöffnet. (Generative) Künstliche Intelligenz ist in der Welt und wird nicht mehr verschwinden. Innerhalb weniger Monate sind zahllose weitere KI-basierte Tools an den Start gegangen – und deren Qualität nimmt in einem atemberaubenden Tempo zu. Wissen Sie sicher schon. Aber was hat das alles mit Ihnen und HR zu tun?
Tatsächlich eine ganze Menge! Und zwar nicht nur, weil ChatGPT jetzt für uns die Karriereseiten schreiben kann (funktioniert, aber nur bedingt … dazu unten mehr). Oder weil früher oder später ein Chatbot viele der regelmäßig wiederkehrenden Fragen von Mitarbeitenden beantwortet oder Anschreiben von Bewerbern verfasst. Sondern vor allem, weil generative KI im Allgemeinen enorme Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt und zahlreiche Jobs haben wird.
KI fordert Wissensarbeiter heraus
Wie erheblich diese Auswirkungen sein könnten, hat kürzlich die Investmentbank Goldman Sachs analysiert. Demnach könnten in den USA und Europa drei Viertel aller derzeitigen Jobs teilweise von einer KI-basierten Automatisierung betroffen sein; ein Viertel aller derzeitigen Aufgaben (nicht Jobs!) könnte künstliche Intelligenz sogar vollständig übernehmen. Dabei sind unterschiedliche Bereiche unterschiedlich stark betroffen.
Ganz oben im Automatisierungs-Ranking finden sich Office and Administrative Support (46 %) sowie Legal (44%). Auch die Bereiche Business and Financial Operations (35%), Management (32) sowie Sales and Related (31%) weisen hohe Werte auf. Damit zeichnet sich eines klar ab: Auf die White-Collar-Mitarbeitenden kommen unruhige Zeiten zu, für viele von ihnen wird sich das Jobprofil fundamental wandeln, manche werden in andere Jobs wechseln müssen. Aufgabe von HR, speziell der HR Business Partner, wird sein, diesen Umbruch im Interesse der Mitarbeitenden und des Unternehmens zu gestalten. Und vielleicht auch solche Führungskräfte, die das ganze eher als Hype abtun, dazu zu bringen, sich genau diese Fragen zu stellen.
Chatbots im Recruiting – was können sie?
Chatbots sind auf dem Vormarsch. Auch im Recruiting. Doch wie sinnvoll ist der Einsatz von Chatbots im Recruiting in der heutigen Zeit?
Potenziale von KI selbst entdecken
ChatGPT: Keine Angst mehr vorm leeren Blatt
Worauf es beim Einsatz von ChatGPT ankommt
Wenn Sie ChatGPT nutzen und mit den Ergebnissen weiterarbeiten wollen, sollten Sie unbedingt auf ein paar Dinge achten:
- ChatGPT ist nicht kreativ – also nicht im eigentlichen Sinne. Sätze entstehen durch Algorithmen, die eine wahrscheinlichste Formulierung berechnen. Daher wirken Texte meistens eher gewöhnlich. Fordert man bewusst kreative Formulierungen, wird es dann schnell wild (um nicht zu sagen: willkürlich).
- ChatGPT versteht nicht, was es sagt – es formuliert sprachlich nahezu fehlerfrei, die Bedeutung des Inhalts kennt es aber nicht. Antworten sind also nur deshalb zufällig richtig, wenn sie es im angelernten Material auch häufiger waren. Oftmals werden Details aber mit völlig falschen Kontexten gepaart.
- ChatGPT kann nicht zitieren – daher kann es auch nicht korrekt Inhalte etwa von Gesetzen wiedergeben. Für fachlich qualifizierte und belegte Texte ist der Einsatz daher nicht ratsam – es müsste alles überprüft werden, was aufwändiger sein kann, als selbst zu schreiben.
- ChatGPT ist eher ein erster Schritt – es kann etwa bei der Recherche von Ideen und bei der Strukturierung von Inhalten helfen oder bestehende Texte umschreiben und nach SEO-Gesichtspunkten optimieren.
Bei all dem gilt: Je präziser der Prompt formuliert ist, desto eher entsprechen die Ergebnisse den eigenen Vorstellungen.
Fazit zu KI im HR
Mit ChatGPT und allem, was danach kam, wurde der breiten Öffentlichkeit bewusst, wie weit die KI-Forschung ist. Als Personaler können wir das nicht ignorieren, auch wenn wir es für eine typische Silicon-Valley-Spielerei halten. Ja, gerade im oft sehr langsamen Deutschland werden nicht nächstes Jahr hunderttausende Jobs wegfallen. Aber Fragen müssen gestellt werden: Welche Bereiche werden in den nächsten Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig sein? Wo könnte der Einsatz Teams schon heute besser machen? Keine falsche Scheu vor (vermeintlich) komplizierter Technik! ChatGPT als Einstieg ist wirklich simpel. Sie können mit der KI bzw. dem ChatBot ganz normal kommunizieren. Wie mit einem Menschen.
Und wenn Sie Spaß am Umgang mit künstlicher Intelligenz gefunden haben, finden Sie zahllose Anwendungen im Internet: zum Beispiel beautiful.ai für die Erstellung von schönen Präsentationen, DeepL für Übersetzungen in sehr hoher Qualität oder Fireflies für automatisierte Notizen in Meetings.
Ja, ein erster Impuls mag diese Reaktion sein: „Wir haben doch schon genug HR-Software im Einsatz“, und das ist auch nachvollziehbar. Und dennoch: Wenn Personalabteilungen ernsthaft mitgestalten wollen, dürfen wir nicht immer die letzten sein, die sich mit moderner Technologie beschäftigen.
HR-Trends 2024 - es wird kompliziert
2024 wird herausfordernd. Gesellschaftliche Polarisierung und wirtschaftliche Herausforderungen treffen auf interne Kulturkonflikte und technologischen Wandel.
Hören und lesen Sie mehr zum Thema
Teilen