Von HR HEUTE-Redaktion · 3 Minuten Lesezeit
Künstliche Intelligenz ist aktuell das Thema. Auch für SAP. Der Softwarehersteller hat unter anderem SAP SuccessFactors mit KI ausgestattet.
Wer sich für einen Job im HR-Bereich entscheidet, der macht das in der Regel, weil er sich sehr für Menschen interessiert. Für Routineaufgaben nicht so sehr. An ihnen führt aber leider kein Weg vorbei. Und sie nehmen insgesamt eine Menge Zeit in Anspruch. Das zeigt zum Beispiel eine Befragung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Demnach entfallen 52 Prozent der gesamten Zeit auf operative Arbeit, 37 Prozent auf Administration. Für strategische Arbeit bleiben lediglich 11 Prozent übrig. Die Teilnehmenden sollten auch sagen, was aus ihrer Sicht die größten Zeitfresser im HR-Bereich sind: Für 65 Prozent ist es das Erstellen von Dokumenten, für 50 Prozent das Managen und Auswerten von Daten und für 42 Prozent das Bearbeiten von Anfragen der Mitarbeitenden.
Joule: Konversation mit SAP SuccessFactors
Vor diesen Hintergrund erscheint die Aussicht auf einen Assistenten, der 24/7 zur Verfügung steht und all die lästigen Aufgaben klaglos, in Windeseile und natürlich fehlerfrei erledigt, geradezu himmlisch. Für HR-Verantwortliche, die SAP SuccessFactors nutzen, gibt es diesen Assistenten jetzt. Und der heißt Joule.
Joule basiert auf (generativer) Künstlicher Intelligenz, wird im gesamten Cloud-Portfolio von SAP integriert sein und soll die Art und Weise revolutionieren, wie Menschen mit den Technologien von SAP interagieren: Anwenderinnen und Anwender stellen Fragen oder formulieren Anliegen einfach in natürlicher Sprache, der Generative-KI-Assistent liefert die passenden Ergebnisse oder führt die gewünschten Jobs aus. Wer also zum Beispiel wissen möchte, wann eine Mitarbeiterin eingestellt wurde und welchem Fachbereich sie zugeordnet ist – der sucht nicht mehr selbst in SAP SuccessFactors, sondern fragt einfach Joule. Möglich ist auch, via Joule Daten zu ändern: etwa den Nachnamen oder die Pronomen. Allerdings: Momentan spricht Joule ausschließlich Englisch. Das soll sich aber künftig ändern.
AI Use Cases: Stellenbeschreibungen und Interviewfragen
Während Joule für die Interaktion mit SAP SuccessFactors zuständig ist, zielen weitere AI Use Cases auf konkrete Aufgaben ab. Aktuell kommt Künstliche Intelligenz schon in zwei Recruiting-Szenarien zum Einsatz: bei der Formulierung von Stellenbeschreibungen und bei der Entwicklung von Interviewfragen. Das funktioniert perfekt auf Englisch. Weitere Sprachen – darunter Deutsch – sind schon verfügbar, aber noch nicht vollständig getestet.
Wenn sie eine neue Stellenbeschreibung erstellen müssen, können sich Mitarbeitende aus der HR-Abteilung schon seit einer Weile von intelligenten Assistenten unterstützen lassen. Die damit automatisiert erzeugten Stellenbeschreibungen sind inhaltlich korrekt, machen sprachlich in der Regel aber nur wenig Spaß. Durch den Einsatz von AI lässt sich das grundlegend ändern. Ein Klick reicht, um eine sachliche Aufzählung von Fakten in einen Text zu verwandeln, der bei den Adressaten verfängt. Und wenn die erste Version nicht überzeugt, dann einfach noch einmal klicken. Und vielleicht noch einmal. By the way: Dass Recruiting kreativer wird, ist einer unserer Trends für 2024.
Bei der Vorbereitung und der Durchführung von Interviews mit Kandidatinnen und Kandidaten punktete SAP SuccessFactors in der Vergangenheit mit der Integration in Microsoft Teams. Künftig können sich Recruiterinnen und Recruiter Fragen für Interviews von der AI vorschlagen lassen. Dabei greift die Künstliche Intelligenz auf die in der entsprechenden Stellenbeschreibung hinterlegten Informationen zu.
Talent Intelligence Hub: Kompetenz im Fokus
Wir leben nicht nur in einer Informationsgesellschaft, in der Informations- und Kommunikationstechnologien eine zentrale Rolle spielen. Wir leben auch in einer Wissensgesellschaft, in der vieles vom kollektiven und individuellen Wissen abhängt. Auch der wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen. Die Kompetenzen der Mitarbeitenden genau zu kennen, sie optimal einzusetzen und kontinuierlich weiterzuentwickeln, ist deshalb eigentlich unverzichtbar.
Bedauerlicherweise ist das bislang eher Wunsch als Wirklichkeit. Unternehmen dokumentieren fast ausschließlich formale Kompetenznachweise, Mitarbeitende haben irgendwann ihre Ausbildung oder ihr Studium absolviert und danach lediglich „on the job“ trainiert oder sporadisch an Weiterbildungen teilgenommen. Das war in der Vergangenheit auch nicht weiter problematisch. In Zukunft wird das so nicht mehr gehen.
Insofern ist das in SAP SuccessFactors integrierte Talent Intelligence Hub eine enorme Chance für Unternehmen und die dort arbeitenden Menschen. Das KI-gestützte Framework umfasst zwei Komponenten. In der „Attributes Library“ können Unternehmen alle Kompetenzen definieren und organisieren, die ihre Mitarbeitenden heute und künftig benötigen. Im „Growth Portfolio“ können Mitarbeitende ihre rollenspezifischen und personenspezifischen Kompetenzen hinterlegen. Aus dem Abgleich beider Perspektiven leitet die Künstliche Intelligenz Erkenntnisse ab: Unternehmen erkennen schnell, welche Mitarbeitenden für eine anstehende Aufgabe besonders gut geeignet sind und welche Kompetenzen im Augenblick noch nicht ausreichend abgedeckt werden. Mitarbeitende erhalten Empfehlungen dafür, welche Kompetenzen sie erwerben sollten, um ihre Entwicklung voranzutreiben, und welche Programme sich dafür eignen. All das korrespondiert wunderbar mit zwei weiteren unserer Recruiting-Trends für 2024: dass Recruiting persönlicher wird und transparenter.
Einfach ausprobieren!
SAP ermöglicht das, weil die AI-Ressourcen entweder ohnehin Teil von SAP SuccessFactors sind (Talent Intelligence Hub) oder weil abhängig von der Menge der Lizenzen ein bestimmtes Kontingent zu Verfügung steht (Joule-Nachrichten). Hier entstehen keine zusätzlichen Kosten. Was darüber hinaus geht – also Joul-Nachrichten jenseits des Kontingents und AI Uses Cases wird über SAP AI Units abgerechnet, die in Paketen erworben werden. Eine exaktes Pricing ist noch nicht bekannt – laut SAP soll sich das aber in Grenzen halten.
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