Von Benjamin Mogel · 3 Minuten Lesezeit
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird für Mitarbeiter immer wichtiger. Was braucht es, damit das Zusammenspiel für alle gelingt?
Über den Interview-Gast
Iris Seithel, Projekt Manager
Im Bereich Projektmanagement kümmere ich mich um die Steuerung größerer Projekte im Bereich SuccessFactors. Zuvor hab ich als Beraterin für SAP SuccessFactors mit Schwerpunkt Recruiting sowohl bei EMPLEOX als auch beim Kunden gearbeitet. Ich stelle mich gerne neuen Herausforderungen und Themen. Während ich dies privat beim Sport tun kann, interessieren mich beruflich vor allem die aktuellen Trends in der Personalarbeit und ich freue mich hier darüber berichten zu können.
Iris Seithel: Weil sich das Rollenbild und das Familienbild stark verändert hat. Frauen möchten heutzutage immer mehr einer sinnstiftenden Arbeit nachgehen, sind gut ausgebildet und wollen dieses Potential nicht brachliegen lassen, sondern sich im Beruf verwirklichen.
Es ist schon deutlich besser geworden. Nichtsdestotrotz sind wir noch lange nicht an einem Idealbild angekommen. Also da ist noch ein langer Weg vor der Gesellschaft, vor den Unternehmen, da im Hinblick auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie was zu tun. Da gibt es Studien, die sagen ganz klar, gerade Frauen mit Kindern, die ja oft in Teilzeit arbeiten, würden gerne mehr arbeiten. Es werden ihnen aber immer wieder Steine in den Weg gelegt, sei es jetzt eine lange Anfahrt, die sie daran hindert mehr zu arbeiten oder Unternehmen, die gar nicht möchten, dass Mütter mehr arbeiten, weil sie ihnen das nicht zutrauen oder auch die Flexibilität in der Arbeitszeit.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass zwei Themen wichtig sind. Es ist einmal die Struktur, in der ich arbeite und das Mindset bzw. die Unternehmenskultur, in der ich arbeite. Struktur bedeutet „wie flexibel bin ich in meiner Arbeitszeit? Wie flexibel bin ich an meinem Arbeitsort? Wie flexibel sind meine Kollegen? Sind Termine nur nachmittags möglich?“, dann kann ich vielleicht nicht dran teilnehmen, wenn ich in Teilzeit arbeite oder ist man auch bereit im Unternehmen zu sagen „Wir nehmen Rücksicht." Und die andere Thematik ist eben wie gesagt das Mindset. Wie wird das gelebt in meinem Unternehmen? Ist es in Ordnung, dass früh gegangen wird, weil das Kind von der Kita abgeholt werden muss oder gibt es dann schiefe Blicke so nach dem Motto „Wer um drei geht, der kann ja nichts leisten“.
Das muss natürlich ganz oben auch angesiedelt sein. Also von der Führungsebene ganz oben am besten, dass das vorgelebt wird.
dass man z. B. auch mal sagt, es ist nicht möglich einen 2-Stunden-Call am Stück zu haben, also splitte ich den auf in zweimal eine Stunde, sodass das einfach flexibler möglich ist in der Durchführung. Und dann natürlich auch noch das Thema, wenn nachmittags Calls sind, dass man dann auch hinnimmt, dass im Hintergrund vielleicht mal ein Kind quäkt oder dass man mal kurz unterbrechen muss, um ein Stück Brezel zu reichen, damit wieder Ruhe ist. Solche Dinge, das ist einfach ein Thema der Unternehmenskultur und des Mindsets.
Also ganz viele Unternehmen denken, sie sind schon flexibel im Hinblick auf ihre Arbeitszeit, weil sie ja Gleitzeit anbieten. Aber wirklich flexibel ist man nicht, wenn man sagt, man darf erst ab 06.30 Uhr anfangen zu arbeiten. Wenn man mich jetzt z. B. anschaut, ich bin absoluter early bird, ich arbeite durchaus auch schon mal von 5 bis 6 Uhr, während meine Tochter noch schläft, wenn mir diese Arbeitszeit aber nicht angerechnet werden würde, weil man offiziell erst ab 06.30 Uhr arbeiten darf, dann hat keiner was gewonnen. Das ist wirklich ein großes Thema, die flexible Arbeitszeit. Und das nächste Thema ist auch der flexible Arbeitsort. Man hat einfach heutzutage öfters mal den Arbeitgeber nicht mehr direkt um die Ecke, das heißt man hat eine gewisse Anfahrtszeit, die oftmals eine halbe Stunde oder dreiviertel Stunde ist. Wenn ich das pro Tag hochrechne, dann sind das 1 ½ Stunden, die ich auf der Straße verbringe, die ich als, gerade als Mutter oder als Eltern einfach nicht zur Verfügung habe, weil Zeit ist einfach das knappste Gut sozusagen und wenn ich mir diese Zeit sparen kann, dann habe ich schon viel gewonnen. Flexibler Arbeitsort ist auch ein ganz, ganz wichtiges Thema.
Es muss von der obersten Führungsebene in das Unternehmen reingetragen werden, dass man sieht „Mensch, die ganz oben, die haben die gleichen Themen. und die leben es uns vor, dass es in Ordnung ist, einfach auch mal früher zu gehen“. Das Kind hat Geburtstag, also ist um 14 Uhr der Rechner aus. Dass man sieht „Kinder gehören einfach dazu, die sind in unserem Unternehmen willkommen. Die sind kein Störfaktor, sondern wir gucken, dass wir es möglich machen, dass diese Kinder betreut werden von unseren entsprechenden Mitarbeitern“.
Vereinbarkeit für Beruf und Familie, das wird in vielen Unternehmen noch als Frauenthema angesehen, aber das ist es nicht. Männer sind da genauso in der Verantwortung und wollen heutzutage ja auch wirklich in diese Verantwortung mit reingenommen werden, dass sie auch zuständig für die Betreuung der Kinder sind. Und ich denk das ist auch ein ganz, ganz großer Erfolgsfaktor. Wo Unternehmen umdenken müssen und sagen „die Vereinbarkeit betrifft nicht nur die Frauen, sondern ebenso die Männer“.
Und wenn diese Flexibilität auf beiden Seiten einfach da ist, seitens des Unternehmens, aber auch seitens der Arbeitnehmer und der Arbeitnehmerinnen, dann kann das Ganze zum Erfolg gelingen.
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