Mann in Büro mit Post-Its an der Wand

Zufriedene Mitarbeitende bleiben länger

Mitarbeiterzufriedenheit durch Personalpolitik

Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern ist ein Ziel von Personalverantwortlichen. Lebensphasenorientierte Personalpolitik spielt dabei eine große Rolle.

Na, wie sind Sie heute morgen in den Tag gestartet? Entspannt mit einer Tasse Kaffee und der Tageszeitung? Oder haben Sie die Kinder pünktlich im Kindergarten und an der Schule abgesetzt, sind dann entspannt zur Arbeit gefahren und motiviert in den Tag gestartet? Sehr schön, das freut mich für Sie. Weiterlesen sollten Sie trotzdem! Falls es bei Ihnen anders lief, dann sollten Sie sogar unbedingt(!) weiterlesen. 

Für die meisten Ihrer Mitarbeitenden (und vielleicht auch bei Ihnen selbst?) wird es wahrscheinlich etwas anders abgelaufen sein: Kind Nummer eins wollte partout nicht aufstehen, Kind Nummer zwei wollte unbedingt ein Kleid anziehen, obwohl es draußen Minusgrade hat. Das Frühstück ausnahmsweise in einem angemessenen Zeitrahmen verspeisen, damit Mama und/oder Papa rechtzeitig ins erste Meeting kommen, wollte vermutlich keins von beiden. Und dann kommt noch die Diskussion mit dem Ehepartner oder -partnerin dazu, wer die Kinder mittags nach der Arbeit zum Sport fährt und die Oma zum Arzt begleitet. Und dann wundern Sie sich, warum manche Mitarbeiter morgens schon gestresst zur Arbeit kommen?

Nur zufriedene Mitarbeitende bleiben Ihnen langfristig erhalten

Ich sage Ihnen: Das muss nicht sein! Aber dazu muss ich kurz etwas ausholen. Klassische Mitarbeitende verbringen rund 57 % ihrer Zeit bei der Arbeit. Das ist mehr als die Hälfte. Da bleibt neben Schlafen, Essen und dem Weg zur Arbeit nicht mehr viel Zeit, um die großen und kleinen Herausforderungen des Alltags zu bewältigen. Arbeitgebende spielen also eine, wenn nicht sogar die zentrale Rolle im Leben von Mitarbeitenden. Mehr oder weniger freiwillig. Und aus diesem Grund müssen Unternehmen jetzt tätig werden, wenn sie zufriedene Mitarbeitende möchten. Denn nur zufriedene Mitarbeitende bleiben langfristig. Und das ist wiederum entscheidend für den Unternehmenserfolg. Eine Win-win-Situation also. Doch wie können Unternehmen das erreichen? Ein Begriff, der im Zusammenhang mit Mitarbeiterzufriedenheit immer mehr in den Fokus rückt, ist die lebensphasenorientierte Personalpolitik.

Was ist lebensphasenorientierte Personalpolitik?

Wundern Sie sich nicht, wenn Sie noch nie etwas davon gehört haben. Ich kenne das Thema zwar, habe mich aber bisher auch nur am Rande damit beschäftigt. Umso überraschter war ich, als ich gemeinsam mit einem Kollegen einen Vortrag zum Thema „Generationen unter einem Dach“ vorbereitete und wir während unserer Recherche Nutzen und Wichtigkeit von lebensphasenorientierter Personalpolitik erkannten.

Dabei sind wir auf folgende Definition des Modells „Lebensphasenorientierte Personalpolitik“ am Institut für Beschäftigung und Employability an der Fachhochschule Ludwigshafen und deren Professorin Jutta Rump gestoßen:

„Unter Berücksichtigung der einzelnen Lebensphasen, die durch unterschiedliche private und berufliche Hintergründe gekennzeichnet sind, fokussiert eine lebensphasenorientierte Personalpolitik auf

  • die Entwicklung und Erhaltung der nachhaltigen Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit aller Mitarbeiter,
  • die Vereinbarkeit von Lebens- und Berufssituationen sowie
  • den Umgang mit den Demografie-Effekten durch eine altersgerechte Personalpolitik."

Heißt also: Das Leben eines Mitarbeiters verändert sich und das Unternehmen sollte darauf entsprechend reagieren.

Tabelle über verschiedene Lebens - und Berufsphasen

Welche Lebensphasen gibt es überhaupt?

Zu den Lebensphasen gehören z. B. das Leben als Single oder in einer Partnerschaft, die Familienplanung oder Krankheit. Nicht jede der aufgeführten Lebensphasen „muss“ durchlaufen werden, aber eine empirische Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass jeder Mensch verschiedene dieser Lebensphasen – wenn auch nicht alle – erlebt.

Und hier wird das Unternehmen ein Teil der Gleichung, denn in den Lebensphasen sollten natürlich auch die Berufsphasen nicht außer Acht gelassen werden. So steigen viele Mitarbeitende zwischen ihrem 30. und 40. Lebensjahr die Karriereleiter weiter hinauf. Gleichzeitig ist das aber auch genau die Zeit, in der es häufig um die Gründung einer Familie oder den Bau des Eigenheims geht. Daher wird dieser Zeitraum häufig die Rushhour des Lebens genannt.

Darüber hinaus gibt es weitere Lebens- bzw. Berufsphasen, die passende Angebote der Unternehmen erfordern.

Verschiedene Lebensphasen erfordern verschiedene Angebote

Je nach Lebensphase variieren natürlich auch die Angebote, die ein Unternehmen bieten sollte. Diese sollten jedoch gut durchdacht werden, denn es macht natürlich wenig Sinn, einen jungen Familienvater längere Zeit ins Ausland zu entsenden. Beispiele gefällig?

Beispiel Lebensphase Single:

  • Angebot eines Auslandsaufenthalts
  • Weiterbildungsangebote
  • Aufbau eines Netzwerkes
  • Fitness- und Gesundheitsangebote

Beispiel Lebensphase Familie/Betreuung:

  • Betriebskindergarten oder Angebote zu Kindergärten
  • Angebote zu einem „Oma-Service“
  • Ferienbetreuung
  • Teilzeitangebote, Homeoffice

Beispiel Krankheit/Alterung:

  • Verkürzte Arbeitszeiten
  • Gesundheitsangebote
  • Zeiten für die Pflege älterer Angehöriger 
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Voraussetzungen für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit

Bei der weiterführenden Recherche zu meinem Artikel habe ich festgestellt, dass die grundlegenden Anforderungen an Arbeitgebende über Generationen hinweg sehr ähnlich sind. Wertschätzung, das Voneinander-Lernen sowie in den jeweiligen Lebensphasen und Situationen akzeptiert und respektiert zu werden, wird von den unterschiedlichsten Altersgruppen als Voraussetzung für ein gutes Arbeitsklima gesehen. Und auch hier gilt wieder: gutes Arbeitsklima = hohe Mitarbeiterzufriedenheit.

Eine Studie der Universität Bremen macht deutlich, dass generationsübergreifend die Wahrnehmung der aktuellen Lebensphasen durch den Arbeitgebende letztlich ein starkes Zeichen der Wertschätzung darstellt und damit nicht nur als eigenes, sondern auch als allgemeines Thema in der Personalpolitik eine große Rolle spielt.

Abwägen, anbieten, anpassen

Sie sehen also, es ist nicht allzu schwer, die Mitarbeiterzufriedenheit in Ihrem Unternehmen zu steigern. Es bedarf einiger gut durchdachter Angebote, die Sie Ihren Mitarbeitenden zur Verfügung stellen. Natürlich ist nicht jedes Angebot für alle Mitarbeitenden in der gleichen Lebensphase gleich gut geeignet. Es gibt bestimmt auch Mitarbeitende, die, obwohl sie in der passenden Lebensphase sind, einen Auslandsaufenthalt nicht unbedingt gut finden würden. Ein bisschen Feingefühl und Menschenkenntnis Ihrerseits gehören dazu.

Es geht nicht darum, dass die kostspieligsten Angebote bei diesem Thema auch gleich die besten sind. Es geht darum, Ihre Mitarbeitende in die Personalentwicklung miteinzubeziehen. Machen Sie doch mal eine Mitarbeiterbefragung, um herauszufinden, was bei Ihren Mitarbeitenden Anklang finden würde! Wägen Sie ab, probieren Sie aus und scheitern Sie ruhig auch mal! Und wenn es dann klappt, umso besser! Dann sind Ihre Mitarbeitenden zufrieden und Sie auch.

Hörempfehlung:

45% der Mitarbeiter kündigen, weil sie sich von der Führungskraft nicht wertgeschätzt fühlen. Nur 15% haben eine emotionale Bindung zum Unternehmen. Höchste Zeit, dieses Führungsproblem anzugehen. Im Gespräch mit Saskia Rudolph, Glücksforscherin und Unternehmenscoach, über zufriedene Mitarbeiter und emotionale Führungskräfte.

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