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Internationaler Frauentag: fünf Fails und Tipps, wie es besser geht

Am Frauentag können Unternehmen mit konkreten Maßnahmen Diversität fördern – doch Achtung: Auf Klischees und Aktionismus reagieren Kolleginnen empfindlich.

Für viele Unternehmen gehört es zum guten Ton, am 8. März anlässlich des internationalen Frauentags in puncto Diversität aktiv zu werden. Sie bieten den eigenen Mitarbeiterinnen etwas Besonderes oder würdigen den Tag mit Aktionen zur Geschlechtergerechtigkeit im Beruf. Mehr als 110 Jahre seit er 1911 erstmals begangen wurde, stellen die Vereinten Nationen den International Women's Day dieses Jahr unter das Motto „Invest in women: Accelerate progress" – auch hierzulande ein anschlussfähiges Motto: „In Frauen investieren: Fortschritte beschleunigen“. Es bietet Anlass zu diversen Aktionen und gemeinsamen Aktivitäten. Damit diese rundum gelingen, sollten Sie ein paar gängige Fehler vermeiden:

5 Fails zum Weltfrauentag

1. Achtung Klischee 

Zwar kommen nur die Strombergs dieser Welt auf die Idee, Gutscheine für Fahrstunden, Haushaltsgegestände oder Lippenstifte mit Firmenlogo zu verschenken. Hoffen wir jedenfalls. Die Klischeefalle tut sich allerdings heute schon früher auf. Vermeiden Sie „klassische“ Frauengeschenke wie Blumen, Pralinen oder Wellness-Gutscheine. Wählen Sie stattdessen eine unverfängliche Aufmerksamkeit oder ein originelles Goody, das den Frauentag intelligent aufgreift. Die Frauenorganisation Plan international, die sich für Mädchenbildung einsetzt, bietet beispielsweis Bleistifte an mit dem Schriftzug „Die Waffe der Frau“ [Link].

2. Am Frauentag Männer in den Vordergrund rücken

Gut gemeint ist das Gegenteil von gut. Das musste die Stadtverwaltung Cottbus am 8. März 2023 schmerzhaft erfahren: Die vierköpfige - rein männliche - Verwaltungsspitze hielt auf einem Social-Media-Post Tulpen in die Kamera, um für die „Stadt der starken Frauen“ zu werben. Dafür gab es reichlich Kritik. Das Social-Media-Team gelobte Besserung. Lassen Sie Frauen lieber selbst das Wort für Diversität ergreifen, statt über sie zu sprechen. Wenn Sie keine Mitstreiterinnen finden, könnte es sein, dass Sie bei der Frauenförderung noch etwas nachlegen müssen.

3. Strohfeuer am Weltfrauentag

Eine gute geplante Aktion zum Frauentag ist nicht mit Aktionismus zu verwechseln. Wenn Sie beispielsweise am 8. März einen Ideenbriefkasten für eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie aufstellen und dieser dann bis zum 8. März des Folgejahrs wieder verschwindet, ist nichts gewonnen. Auch den Mitarbeiterinnen nur an diesem Tag die Gelegenheit zu geben, im Homeoffice zu arbeiten, geht in diese Richtung. Der Aktionstag sollte vielmehr Impulse für eine dauerhaft geschlechtergerechte Arbeitsumgebung setzen.

4. Hohle Worte

Was definitiv auch nicht hilft: Schöne Worte der (meist männlichen) Unternehmsführung, wie sehr sie doch die Leistung der Frauen bewundern, wie dankbar sie seien und wie wichtig ihnen das ganze Thema doch wäre - wenn es eben nur Worte sind, denen keine Taten und strukturellen Veränderungen folgen. Auch der gern genommene "ganz besondere Dank" an die eigene Frau, die sich - "sonst hätte ich wahrscheinlich nicht den Job machen können, den ich mache" - fürs Zuhause bleiben entschieden hat, zeugt nur davon, wie wenig vom Problem verstanden wurde.

Nur wenn Themen wie Karriere in Teilzeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Frauen in Führungspositionen konkret angegangen werden und Teil der Strategie sind, haben Ihre Mitarbeiterinnen am Frauentag einen Grund zu feiern.

5. Bevormundung statt Empowerment

Der 8. März bietet sich an, um Frauen Gelegenheiten zu bieten, an Themen zu arbeiten, mit denen sie vielleicht durch Gesellschaftsstrukturen oder Erziehung wenig Berührungspunkte haben. Wichtig ist jedoch, dass Mitarbeiterinnen die Themen selbst setzen! Möglicherweise sind Fortbildungen wie „Frauen an der Börse“, „Altersvorsorge bei Teilzeit“, "Zeitmanagement" oder „Steuererklärung für Beginnerinnen“ tatsächlich genau das, was Ihre weibliche Belegschaft braucht, um unabhängiger zu sein. Vielleicht käme sie aber auch auf andere Ideen und fühlt sich mit derlei Angeboten erneut in die Geschlechterschublade gesteckt. Also lieber vor solchen Aktionen abstimmen lassen, denn Empowerment heißt eben auch Wahlfreiheit.

Nichts tun hilft Frauen auch nicht

Auch wenn das eine oder andere Fettnäpfchen droht - deshalb von Aktionen gleich ganz abzusehen, nach dem Motto "wie man es macht, ist es verkehrt", wäre aber auch das falsche Signal. Der internationale Frauentag bietet sich durchaus als gute Gelegenheit an, um Sichtbarkeit auf nachwievor vorhandene Probleme zu lenken. Und in Sachen Diversität oder auch Vereinbarkeit von Beruf und Care-Arbeit voranzukommen. Und zwar für ALLE Mitarbeitenden. Denn eins ist auch klar: Nur mit Maßnahmen, die den Status Quo zwar einfacher machen, aber letztlich nichts dran ändern, ist auch nicht geholfen. Also die besten Teilzeit- und Home-Office-Modelle oder gar Betriebs-Kitas machen wenig Unterschied, wenn bei Besetzung wichtiger Positionen dann doch wieder "Vollzeit in Präsenz" gefordert wird. Und unterschwellig, siehe den weiter oben erwähnten Geschäftsführer und seinem Dank an die eigene Frau, auch deutlich wird, dass die große Karriere nur so möglich ist.

Weshalb den Tag also nicht nutzen, um teamübergreifend darüber nachzudenken, welche Maßnahmen erziehende Kolleginnen und Kollegen wirklich entlasten könnten? Oder wie Chancengleichheit allgemein verbessert werden kann, zwischen Geschlechtern genau wie zwischen Eltern und Nicht-Eltern oder Teilzeit und Vollzeit. Wichtig: Es sollten konkrete Ziele herauskommen, die sich umsetzen lassen – von der meetingfreien Mittagszeit, um die Kinder abzuholen und gemeinsam zu essen, bis zu Regelungen, die einen guten Informationsfluss für Teilzeitkräfte sicherstellen, ist vieles denkbar.

Diversität beginnt mit Zuhören

Oder wie wäre es mit einem Workshop, in dem ausschließlich Frauen das Wort haben. Die Geschäftsführung hört sich an, welche Hürden die Mitarbeiterinnen sehen, wo es blinde Flecken gibt und was sie bräuchten, um sich beruflich voll entfalten zu können. Ohne zwischendurch mit diplomatischen Antworten zu beschwichtigen oder zu rechtfertigen. Sondern einfach mal zuhören. Auch weibliche Führungskräfte können sicher etwas von ihren Kolleginnen lernen. Ist es doch denkbar, dass sie sich beim Erklimmen der Karriereleiter ein dickes Fell erworben haben. Erkennen sie nun blinde Flecken, können sie zu hervorragenden Fürsprecherinnen ihrer Mitarbeiterinnen werden.

Zu tun gibt es auf jeden Fall noch viel. Es sollte aber das Richtige sein.

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