Von Benjamin Mogel · 2 Minuten Lesezeit
Was bedeutet Candidate Experience und wie schaffen es Unternehmen, Bewerbende von sich zu begeistern und langfristig ans Unternehmen zu binden?
Dominik Josten
Dominik Josten ist Betriebswirt und Personaler aus Leidenschaft seit über 15 Jahren. Mit Stationen als operativer Personaler, in der HR Strategie & Transformationsberatung bis zur heutigen Rolle im Management für das HR und IT Beratungshaus EMPLEOX. Außerdem ist er Co-Autor mehrerer HR eBooks und des HR-Ratgebers "Wettbewerbsvorteil HR" sowie verantwortlich für das Online-Magazin HR HEUTE und dem Podcast "HR kann mehr".
Dominik Josten: Jemand, der schon Kandidat ist, da hat man die wichtigste Hürde genommen. Er interessiert sich fürs Unternehmen, zieht in Erwägung, für uns als Unternehmen zu arbeiten. Jetzt kommt es darauf an, aus dem Kandidat einen neuen Mitarbeiter zu machen.
Ich glaube, Kandidaten achten heute viel mehr darauf, ob die Unternehmenskultur zu ihnen passt, ob sie da eine Arbeitsatmosphäre, ein Miteinander vorfinden in dem sie sich wohlfühlen, in dem sie auch gerne arbeiten wollen. Genauso ist aber auch wichtig, dass Sie sich auch weiterentwickeln können persönlich. Dass Sie nicht nur für das da sind, was Sie heute schon können, sondern auch für das, was Sie vielleicht morgen noch sein wollen oder sein werden.
Ich glaube, ein wichtiger Fehler, den viele Unternehmen nach wie vor tun, ist, dass sie die Bewerber eben als das behandeln, als Bewerber, als jemand, als Bittsteller, der eigentlich nur was von einem selber will. Anstatt einfach als potenziellen neuen Mitarbeiter, wo man sich gegenseitig eigentlich kennenlernen muss und gegenseitig von sich überzeugen muss. Ich glaube ein anderer Fehler kann auf jeden Fall sagen, viele Unternehmen machen es Bewerbern immer noch zu schwer, alle Informationen zu bekommen, die sich die Kandidaten eigentlich vorstellen, vom Unternehmen zu erfahren. Man findet nüchterne Fakten, vielleicht mal ein Bild vom Hauptquartier, aber nicht wirklich ein Gefühl: Wie ist es, da zu arbeiten? Und das ist eigentlich das, was Kandidaten als erstes wissen wollen,
Ich glaube um ein gutes, rundes Bild zu vermitteln als Unternehmen, geht es in erster Linie authentisch zu kommunizieren, eine Sprache in der Stellenausschreibung zu verwenden, die man auch im Alltag nutzen würde. Die Informationen zu vermitteln, die den Bewerber tatsächlich betreffen und also nicht irgendwelche generischen Benefits aus anderen Ländern oder sonst wo. Und auch einfach in Bildern, in vielleicht Videoinformationen oder so, um einen echten Eindruck zu vermitteln, wie das Team, der Bereich in dem Büro tatsächlich unterwegs ist und miteinander arbeitet.
Ich glaube, um um heute attraktiv zu sein, braucht es neben natürlich einer passenden Vergütung - klar, die muss sein, braucht es viel, ja, ein bisschen weichere Faktoren. Ein Unternehmen muss Flexibilität signalisieren und auch dem zukünftigen Mitarbeiter anbieten, hinsichtlich Homeoffice, hinsichtlich Arbeitszeiten, hinsichtlich aber auch, sich vielleicht selber auszuprobieren. Als Mitarbeiter mal in einer anderen Tätigkeit reinzuschnuppern, nicht das Gefühl zu haben, ich bin einfach nur hier, um jetzt die nächsten 30 Jahre meinen gleichen Job zu machen.
Ich glaube, wenn man sich jetzt als Unternehmen vornimmt, seine eigene Candidate Experience zu verbessern, gibt es eine Reihe von Punkten, die man adressieren sollte. Das erste ist sicherlich die Ansprache, den Kandidaten auf Augenhöhe zu betrachten, zu adressieren. Als jemand, den man gegenseitig kennenlernt, nicht als jemand, der nur was von einem selbst will. Das zweite ist Informationen. Ein authentisches, ehrliches, rundes Bild zu liefern von allem, was der Kandidat braucht, um sich die Frage zu beantworten, für die ich gerne da arbeiten, würde ich gerne für dieses Team arbeiten. Und ich glaube, der dritte Punkt ist, ein ehrliches Interesse dem Mensch gegenüber zu bringen, zu zeigen, dass man wirklich wissen will: Wie ist dieser Mensch, der sich da bewirbt, was treibt ihn um, was möchte er erreichen? Was ist ihm vielleicht auch einfach wichtig?
Und eben nicht nur die Arbeitskraft zu sehen, die später irgendwie den Job macht, den, den man erfüllt haben muss. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Auch einfach, dass sich Bewerber Kandidaten wertgeschätzt fühlen und Lust haben, für das Unternehmen auch zu arbeiten.
Warum man sich mit Candidate Experience beschäftigen sollte, ist eigentlich ganz einfach. Jemand, der schon Kandidat ist, da hat man die wichtigste Hürde genommen, interessiert sich für ein Unternehmen, zieht in Erwägung, für uns als Unternehmen zu arbeiten. Jetzt kommt es darauf an, diesen ersten positiven Eindruck durch eine angenehme, positive, motivierende Bewerbungserfahrung zu festigen und aus dem Kandidat einen neuen Mitarbeiter zu machen.
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